Benötigte Holzmenge, Transport und Flächenbedarf

Welche Menge an Holz würde das Heizkraftwerk täglich benötigen?
Wie viele LKWs sind pro Tag nötig, um das anzuliefern? Und wie belasten diese Transporte die Umwelt?
Welche Fläche an Wald ist nötig, um diese Menge an Holz nachhaltig entnehmen zu können?
Benötigte Holzmenge und LKW- Transporte:

Wir haben, gleich nachdem wir von dem geplanten Heizkraftwerk erfahren hatten, auf Basis der damaligen rudimentären Angaben der EVN eine Schätzung angestellt, ob die von EVN angegebene Zahl von 10-15 LKWs pro Tag richtig sein kann. Dabei kamen wir auf einen Bedarf von etwa 185 Tonnen Hackschnitzel, die bei Volllast täglich verbrannt und natürlich auch nachgeliefert werden müssen. Damit erschien uns die angegebene Menge an LKW-Fuhren plausibel.

Die nun vorliegende detailliertere Rechnung bestätigt diese erste Abschätzung:
Ausschlaggebend ist die Brennstoffwärmeleistung des Kessels. Diese wurde jetzt von der EVN mit 29,5 MW angegeben.

Zunächst betrachten wir eine komplette Woche, weil am Wochenende nicht angeliefert werden wird. Eine Woche hat 24h x 7Tage = 168h

Der benötigte Brennstoff (Primärenergie) beträgt also 29,5x7x24 = 4.956 MWh/Woche.

Bei einem durchschnittlichen Wassergehalt von 20% beträgt der Energieinhalt einer Tonne Hackschnitzel 3,86 MWh. Bei einer durchschnittlichen Zuladung der LKW’s mit 24 Tonnen (dabei können die Frächter die Transportkosten so gering wie möglich halten) kommt man dann auf (4.956 MWh/Woche / 3,86 MWh/t / 24t ) gerundet 54 LKW’s pro Woche.

An fünf Wochentagen sind das dann jeweils 11 LKW’s für eine Woche Betrieb mit Volllast und durchschnittlichem Brennstoff.

Damit würden pro Tag (siebenmal pro Woche) 183,4 Tonnen Hackschnitzel verbrannt, was ziemlich exakt mit der ersten Schätzung zusammenpasst.
Natürlich gäbe es diesen zusätzlichen Verkehr ohne das Heizkraftwerk nicht. Aber sehen wir das zunächst in Relation zu den etwa 12.000 bis 17.000 LKWs, die täglich bei uns auf der A2 unterwegs sind. Und dann kann man sich schon die Frage stellen: Welchen Nutzen für die Umwelt stiften diese 12.000 bis 17.000 LKWs in Relation zu dem indirekten Umweltnutzen jener 10-15 LKWs, die den Betrieb eines Heizkraftwerks ermöglichen, durch den die Belastung der Luft durch Feinstaub und andere Schadstoffe im ganzen Bezirk - und damit auch bei uns – gesenkt werden kann?

Welche zusätzliche Menge CO2 entsteht durch den Antransport des Holzes?

Selbst wenn alles Holz aus einer Entfernung von 70 km mit LKWs antransportiert würde, sind dafür pro Woche etwa 2000 Liter Dieseltreibstoff erforderlich. Bei der Verbrennung dieses Treibstoffs entstehen etwa 5,2 t CO2. Das erhöht die vom Heizkraftwerk produzierte Menge von CO2 um knapp über 0,2%. Zum Nachrechnen siehe
hier und hier .

Und welche Waldfläche ist nötig, dass die benötigte Menge Holz gleich schnell nachwächst?
Im forstwirtschaftlichen Sinne bedeutet Nachhaltigkeit einen langfristig angelegten verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, dass also nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann. Durch eine langfristig geplante Bewirtschaftung der Wälder und eine optimale Verwendung dieses Rohstoffs wird sichergestellt, dass Holz auch zukünftigen Generationen zur Verfügung steht.

Obstbäume oder Weinstöcke treiben stärker aus, als für eine optimale Bewirtschaftung gut ist, daher werden sie auch regelmäßig zurückgeschnitten oder ausgelichtet. Und trotzdem ist das nachhaltig, weil die Masse des Baums oder Weinstocks dabei langfristig nicht weniger, sondern sogar mehr wird.

Genauso ist es bei einem Wald. Es wächst weit mehr Holz nach, als für eine optimale Bewirtschaftung gut ist. Daher wird auch im Wald laufend ausgelichtet. Das betrifft einerseits kranke Bäume, aber auch kleinere, gesunde, um den verbleibenden Bäumen genug Raum und Licht zu geben. Was da entnommen wird, sind Bäume, deren Stämme für Bau- oder Möbelholz zu dünn sind, also für Kaskadennutzung nicht in Frage kommen. Und trotz dieser Auslichtungen wird ein solcher Wald in Summe nicht weniger, weshalb man auch hier von einer nachhaltigen Bewirtschaftung sprechen kann.

Und noch ein Hinweis : Seit Jahren kämpfen Österreichs Waldbauern mit zunehmenden Schäden in den Wäldern. Allein 2019 waren 62 Prozent der Holzernte Schadholz.

Unter dem Begriff
Kaskadennutzung wird die Mehrfachverwendung eines Rohstoffes über mehrere Stufen hinweg verstanden. Holz sollte, wenn möglich, in einem ersten Schritt stofflich genutzt werden, etwa zum Bau von Gebäuden. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass die CO2-Einsparung zweifach wirksam wird: Durch die Verwendung von Holzprodukten werden CO2-Emissionen aus anderen Rohstoffen vermieden und das im verbauten Holz gespeicherte CO2 bleibt der Atmosphäre längerfristig weiterhin entzogen. In einem zweiten Schritt können dann durch Abfall- und Altholz als Energiequelle zusätzliche Emissionen aus fossilen Energieträgern verhindert werden.
Ein Schüttraummeter (das ist das Volumen von locker aufgeschütteten Hackschnitzel in m³) hat je nach Holzart und Restfeuchtigkeit eine Masse zwischen etwa 265 kg (Hartholz) und 200 kg (Weichholz). Für die weitere Abschätzung gehen wir von einem Durchschnittswert von 230 kg/srm aus.

Damit entsprechen die täglichen 185 Tonnen einem Volumen von etwa 800 srm. Bei grob gehäckseltem Holz entsprechen 3 Schüttraummeter etwa 1 Festmeter (das ist das Volumen der reinen Holzmasse in m³). Die täglich benötigten 185 t entsprechen also etwa 270 m³ Holz, das entspricht einen Würfel mit etwa 6,5 Metern Kantenlänge.

Würde das geplante Heizkraftwerk ein Jahr ununterbrochen mit Volllast laufen (was unrealistisch ist), wäre der jährliche Bedarf an Holz also etwa (365*270) 100.000 m³.

In unseren Wäldern wachsen pro Jahr und Hektar etwa 11-15 m³ Holz nach. Für die weitere Abschätzung gehen wir von 11 m³ aus.

Die benötigten 100.000 m³ wachsen also im Durchschnitt auf einer Waldfläche von 9100 ha jährlich nach. Diese Fläche von 9100 ha entspricht einem Kreis mit etwa 5,5 km Radius oder einem Quadrat mit 9,5 km Seitenlänge.

Oder anders veranschaulicht: Die täglich benötigten 270 m³ Holz wachen in den 4 Millionen Hektar großen österreichischen Wäldern in weniger als 5 Minuten nach.
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