Der Standort.

Viele Menschen, die sich bisher an der Diskussion auf Facebook und im Internet über das geplante Heizkraftwerk beteiligt haben, haben massive Bedenken gegen den jetzt geplanten Standort geäußert, auch wenn sie an sich eine hoch effiziente, nachhaltige Erzeugung von Wärme und elektrischer Energie mit möglichst geringer Umweltbelastung befürworten. Die Haupteinwände liegen in der Flächenversiegelung und in der befürchteten Zerstörung eines Naherholungsgebiets.

Auch bei der Bewertung der Standortfrage gilt, dass man sich aus einer komplexen Problematik nicht isolierte Punkte herauspicken darf, sondern möglichst alle Aspekte unvoreingenommen betrachten und letztlich in ihrer Gesamtheit bewerten muss.

Vorab nochmals zur Erinnerung:
Auf dem jetzt geplanten Standort kann das Heizkraftwerk weder von Vösendorf noch von Biedermannsdorf juristisch verhindert werden. Das Grundstück gehört de facto der EVN, und sie kann ohne Umwidmungen darauf ein Kraftwerk errichten, sofern die Einreichpläne alle Auflagen erfüllen und sie alle geltenden Genehmigungen eingeholt hat. Ein aus unserer Sicht günstigerer Standort direkt neben der A2 wurde 2011 von Vösendorf verhindert. An anderen vorgeschlagenen Standorten (Industriegebiet, Wiener Neudorf) befinden sich bereits Kraftwerke der EVN. Für den Wirkungsgrad der Anlage (und damit für die EVN) ist auch entscheidend, dass sie die erzeugte Wärmeenergie mit möglichst geringen Transportverlusten in ihr bestehendes Fernwärmenetz einspeisen kann. Dieses Netz erstreckt sich derzeit von Perchtoldsdorf im Norden bis Baden im Süden mit einem Schwerpunkt im Bezirk Mödling. Damit liegt auch Biedermannsdorf in diesem Schwerpunktbereich.

Auch die Auswirkungen der Flächenversiegelung durch das Heizkraftwerk sollte man in einem größeren Zusammenhang sehen:

Auf der Karte oben ist als gelbes Dreieck der von Vösendorf im Jahr 2011 verhinderte Standort, rot der jetzt geplante Standort, und um den herum ein gelber Kreis mit 500 m Radius und ein pinker Kreis mit 1 km Radius eingezeichnet. Das vorgesehene Grundstück hat eine Fläche von 4,5 ha, wovon nur etwa 1 ha versiegelt würde, jener Teil, der für das Gebäude und die Zu- und Abfahrt der LKWs nötig wird.

Das auf der Karte blau umrandete Gebiet umfasst etwa 1370 ha, davon sind derzeit etwa 1210 ha unverbaut. Damit würde die zu versiegelnde Fläche des Heizkraftwerks weniger als 0,1% betragen. Hier von einer Zerstörung unseres Naherholungsgebiets zu sprechen, ist etwas weit hergeholt. Gerade aus Vösendorf klingt dieser Vorwurf nicht sehr glaubwürdig, wurden doch dort in letzter Zeit allein westlich der L154 und der Laxenburger Straße und entlang der L2008 ziemlich viele mehrgeschossige Wohnhäuser errichtet, für die etwa 8,5 ha versiegelt worden sind.

Außerdem werden nach Information eines Bauträgers gerade 145 Wohnungen gegenüber der SCS an der B17 gebaut. Diese Fläche kann man zwar nicht als Naherholungsgebiet bezeichnen, aber: Alle diese Wohnungen werden auch beheizt und deren Bewohner zum Großteil wohl auch mit dem PKW zu ihren Arbeitsplätzen pendeln müssen. All das belastet neben der Bodenversiegelung die Luftqualität und die Verkehrssituation. Aber da sind die zusätzlichen Einwohner, die der Gemeinde Einnahmen bringen, Vösendorf wohl wichtiger gewesen als die Sorge um Boden und Umwelt.
Wie vergleichsweise begünstigt wir mit dem geplanten Standort immer noch wären, zeigt ein Vergleich mit Mödling. Auf dem Bild von Mödling sind, vergleichbar mit dem anderen Bild, um den Standort des Kraftwerks ebenfalls die zwei Kreise mit 500 m und 1 km Radius gezogen. Fast das gesamte Stadtgebiet von Mödling liegt innerhalb dieses 1 km – Kreises. Und trotzdem kamen und kommen von dort, wie von einem ehemaligen Gemeinderat der Stadt Mödling auf Anfrage berichtet wurde, keine Beschwerden, weder wegen des Anlieferverkehrs, noch wegen der Luftqualität.
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